Fabian Hart x Niche-Beauty.com

Fabian Hart ist Vogue Koluminst und betrachtet und kommentiert auch auf seinem eigenen Blog Mode, Beauty und andere Lifestylethemen. Fabian zählt zu den Vorreitern, wenn es um einen neue Selbstverständlichkeit geht, mit der Männer Beauty- und Make-up Produkte verwenden sollten.

 Seit wann interessierst du dich für Skincare?

Schon immer! Irgendwie komisch, aber wenn ich als Mann sage, dass für mich Pflege auch Beauty bedeutet und nicht Rasur, Anti-Transpirant und Haarwachs, nehmen die Leute an, dass es irgendwann einen bestimmten Aha-Moment gegeben haben muss. Aber ich war einfach schon immer an schönen Dingen interessiert und finde es gar nicht schlimm, mich als eitel zu outen. Aber es geht mir natürlich auch darum, dass ich selbst zu mir gut sein möchte. Auch zu meinem Körper. Dazu gehört Ernährung, aber auch Pflege.

Bist du der Meinung, dass Männer genauso gut auf Ihre Haut achten sollten wie Frauen?

Noch mehr! Männer haben etwas nachzuholen! Wie ich in einer meiner Kolumne für Vogue.de geschrieben habe: Die Männerhaut mag 16 % dicker sein, aber am Ende sind wir alle sensible Körper mit Mischhaut.

 

 

Wie kommt es, dass du ganz selbstverständlich auch Make-up Produkte trägst?
Ihr habt mich gerade eben gefragt, seit wann ich mich für Hautpflege interessiere. Frauen wird diese Frage nicht wirklich gestellt, weil man von ihnen erwartet, sich grundsätzlich damit auseinanderzusetzen. Frauen werden regelgrecht dazu erzogen, sich mit ihrem Äußeren zu beschäftigen, Make-up zu tragen. Wenn du als Typ auch mal Gesichtsmasken und andere Pflegeprodukte zum Thema machst, dann läufst du schnell Gefahr, als oberflächlich wahrgenommen zu werden und du gilst oft auch als unmännlich, also feminin. Denn Männlichkeit ist eben die stete Ablehnung von allen Eigenschaften, die wir als weiblich empfinden. Auch 2019 schlagen sich Männer in der Werbung noch Aftershave ins Gesicht, weil sie sich selbst nicht zart berühren dürfen. Deshalb sehen die meisten Pflegeprodukte für Männer aus, als wären sie aus Stahl oder Holz. Men’s Beauty ist vielleicht ein Trend, aber Gender Marketing trennt Frauen- von Männerprodukten und das spaltet nur und bringt uns nicht weiter, nur die Unternehmen dank doppelter Einnahmen. Beauty-Produkte könnten nützliche Trainingsgeräte für Männer sein, aber die meisten von ihnen trainieren keine Soft Skills, sondern stärken antiquierte Klischees.

Wie kam es zu deinem Interesse an Nichen Marken?

Alles dreht sich immer um Expansion und Wachstumsrate. Mehr Follower. Mehr Verkaufsstellen. Mehr Umsatz. Am Ende aber tragen wir die Kosten, weil wir völlig überfordert sind und auch die Umwelt kommt nicht mehr hinterher. Wer sind all diese Menschen in meiner Timeline und was bedeutet das für mich, dass ich sie täglich konsumiere? Ein Beauty Produkt, das in jedem einzelnen Drogeriemarkt, in jeder Parfümerie und in jedem Online-Shop erhältlich ist, kann irgendwie auch nicht gut sein für uns. Wie wurde das denn hergestellt? Wie hochwertig kann denn etwas sein, dass hunderttausendfach produziert werden muss? Wir denken oft, dass man nur Berechtigung hat, wenn einen alle kennen und man zumindest im WWW weltweit bekannt ist, aber das ist verrückt. Nischenmarken halten da dagegen und sind wichtig, weil sie sich um Inhalte kümmern und nicht um Content. Was dem Content im Vergleich zum Inhalt fehlt, ist die Erfüllung! Ich selbst bin lieber Nische, weil ich gar nicht allen gefallen, nicht alle ansprechen, nicht von jedem gesehen und auch nicht jeden sehen möchte.

Liegt es eher an uns Konsumenten oder den Marken selber, Produkte mehr unisex zu gestalten?

An beiden! Stereotype Männerprodukte für "echte Männer" bringen uns nicht weiter, ebenso wenig wie süße, rosa Mädchensachen. Auch wenn die Verbraucher heute aktiv nach dem fragen, was sie wollen, etwa eine Erweiterung der Farben für verschiedene Hauttöne, sollten auch Unternehmen mit der Zeit gehen, in der wir leben und sie abbilden.

Gibt es ein Make-up Produkt, ohne das du nicht mehr leben kannst?

Wahrscheinlich Concealer, aber da ich nichts zu verbergen habe, sage ich wohl lieber Highlighter.